Quilts: 1700 – 2010

Sonderausstellung im Victoria & Albert Museum, London

20. März – 4. Juli 2010

 

Erstmals befasst sich eines der international auf dem Gebiet Design führenden Museen im Rahmen einer „Major Exhibition“ mit Quilts, erstmals wird eine Ausstellung dieser Art in Großbritannien präsentiert. 300 Jahre britisches Quiltschaffen werden durch 65 ausgesucht exzellente, vor allem noch nie gezeigte Exponate dargestellt, die von einer in den 1690er Jahren gefertigten Kinderbettdecke bis hin zu neuen Arbeiten zeitgenössischer Textilkünstlerinnen und -künstler, die extra für diese wichtige, innovativ gestaltete Präsentation in Auftrag gegeben und angefertigt worden sind, reichen. Die Sonderausstellung umfasst also ein außerordentlich breites Spektrum unterschiedlichster Quilts: Höchst dekorative, opulente Werke aus Adelskreisen, aber auch die bescheidenen, hausgemachten Bettdecken finden darin ihren Platz und zeugen vom Einfallsreichtum und der Schaffenskraft ihrer Schöpfer.

 

  'John and Elisabeth Chapman' Tagesdecke (1829) © V&A Images

 

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Die vorwiegend aus der hauseigenen Sammlung des V&A stammenden Quilts werden ergänzt durch Leihgaben aus kleineren britischen Museen und privaten Sammlungen sowie durch eine herausragende Ausleihe aus der National Gallery of Australia in Canberra.

 

Jeder der Quilts hat eine eigene, einzigartige Geschichte zu erzählen. Das Museum nutzte die Vorbereitungszeit zur Ausstellung, um die eigene Sammlung zu sichten und zu restaurieren, wobei durch die Nachforschungen neues Material zutage trat, das das Verständnis der persönlichen wie auch der gesellschaftlichen Geschichte hinter den Quilts in anderem Licht erscheinen lässt. Ein Highlight aus den Jahren 1803 - 05 ist z.B. eine Tagesdecke, George III bei der Inspektion seiner Truppen darstellend, in die die Schöpferin, eine unbekannte junge Frau, in verschiedene der militärischen Szenen ihr eigenes Portrait einarbeitete, wodurch sich Ihre Rolle als Beobachterin und Erzählerin der politischen Ereignisse dieser Zeit  widerspiegelt.

 

  'George III Reviewing the Troops' Tagesdecke (1803-05) © V&A Images

   

Die Ausstellungspräsentation ist sowohl chronologisch als auch thematisch geordnet und umfasst neben den Quilts Gemälde und Drucke, Werkzeuge und persönliche Andenken, wie z.B. Tagebücher, die in Bezug dazu stehen. In einzelne Themenbereiche eingebettet sind die zeitgenössischen Werke, so dass der Besucher Verbindungen zwischen den historischen Stücken und dem Werk der heutigen Künstler herstellen kann. Das Design des Ausstellungsraums folgt einem innovativen Konzept. Zwischen an Wänden montierten Quilts werden auch Decken auf Betten dekoriert, um einerseits ihre komplexen und höchst kreativen Designs zu zeigen, andererseits werden die Besucher dadurch auch in die Lage versetzt, diese Objekte so zu sehen, wie es ihrem einstigen Verwendungszweck entspricht.

 

  Grayson Perry: Right to Life (Detail, 1993) © The Artist/Victoria Miro Gallery 

 

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Als Vertreter für die zeitgenössischen Arbeiten sind führende britische Künstler wie z.B. Grayson Perry, Natasha Kerr oder Tracey Emin zu nennen.

 „Right to Life“ (1993) von Grayson Perry zeigt eine zeitgenössische Arbeit, die eine emotional aufgeladene Botschaft mitteilt. Während man im Allgemeinen mit einem Quilt Wärme und Behaglichkeit verbindet, wurde dieses traditionelle Verständnis hier umgekehrt, indem sich Perry durch ein kunstvoll verschlungenes Fötus-Muster mit der umstrittenen Abtreibungsdebatte auseinandersetzt.

 

  Natasha Kerr: At the End of the Day (2007) © V&A Images

 

“At the End of the Day”  (2007) von Natasha Kerr ist eine bewegende Ehrung des während des 2. Weltkriegs emigrierten und dann internierten Großvaters aus französischen Leinenstoffen, die in einer an eine Flagge erinnernden Form angeordnet sind – ein Symbol für die Enteigneten.

 

Die Ausstellung endet mit einer Installation „To Meet My Past“ (2002) mit der Tracey Emin der Tradition, dass Quilts als Träger für persönliche wie auch gemeinschaftliche Erinnerungen dienen, folgt und durch Applikationen und Stickereien Zeiten von Not und Verzweiflung thematisiert.

 

  Tracey Emin: To Meet My Past (2002) © The Saatchi Gallery, London

 

               

 

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Die Ausstellung verfolgt auch das Ziel, eine neue Generation dazu anzuregen, in Sachen Patchwork und Quiltschaffen aktiv zu werden. Um sich mit den Grundlagen vertraut zu machen und um Gelegenheit für die Anfertigung eines eigenen Quilts zu bieten, veranstaltet das V&A eine Serie von Workshops und trägt damit gleichzeitig dem in den letzten Jahren wiedererwachten Interesse am Erlernen des Handwerks Rechnung. Neben dem vielfältigen Rahmenprogramm wird die Ausstellung außerdem durch eine vollständig illustrierte Publikation „Quilts 1700 – 2010: Hidden Stories, Untold Stories“ von Sue Prichard, der Kuratorin der Ausstellung, begleitet – ein umfassendes Werk zur Geschichte britischer Quilts und gleichzeitig Ausstellungskatalog.

 

Fotos: freundlicherweise zur Verfügung gestellt vom Victoria & Albert Museum, London

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