Gabi Mett: Handkoloriert – frei interpretiert

Sticken, Schichten, Applizieren auf handgefärbten Stoffen

 

Im zweiten Band ihrer Tex-Tour-Reihe zeigt die renommierte Textilkünstlerin Gabi Mett, wie sie auf handgefärbten Stoffen mit Hilfe von Stickstichen, Applikationen und Schichtungen frei, d.h. ohne vorherigen Entwurf oder Plan arbeitet und gestaltet. Um so spontan wie möglich ans Werk gehen zu können, ist es nützlich, über ein kleines Repertoire an Handstickstichen zu verfügen, das die Autorin beispielhaft ins Bild gesetzt und beschrieben hat. An Material benötigt man Stickgarne und –nadeln, Schere, Rahmen und selbstverständlich Stoff(e).

 

Das 28 Seiten umfassende Heft führt die Leserinnen und Leser nicht in verschiedene Färbe- oder Drucktechniken usw. ein – insofern ist der Titel vielleicht etwas missverständlich – , sondern streift diese Thematik nur. Es ist sicherlich auch unnötig, darauf im Einzelnen einzugehen. Zum einen weiß, wer seine Stoffe selbst färbt, bedruckt, bestempelt ..., ohnehin Bescheid und zum anderen gibt es ein reiches Sortiment käuflich zu erwerben, das sich bestens für diese Art zu arbeiten eignet.

 

Ausgehend von den zufälligen Mustern, wie z.B. Farbinseln, im handkolorierten Stoff, lässt sich die Autorin auf ein Spiel mit verschiedenen Stichen und Garnen ein, das zum Ziel hat, die Farbstrukturen des Stoffes zu betonen, zu verändern, zu verbinden, zu verdecken, zu interpretieren. Die verschiedenen, mit farblich und qualitativ unterschiedlichen Garnen ausgeführten Stiche werden als zeichnerisch-grafisch wirkende Gestaltungselemente eingesetzt. Ausdrucksvolle Farbfotos von Gabi Metts Arbeiten verdeutlichen, worauf es der Autorin ankommt. Auch gibt sie Beispiele für „Spielregeln“, die eine Anfängerin sinnvoll leiten können. Die Ergebnisse sind immer nicht vorgeplant, zufällig, höchst individuell und daher einmalig.

 

Ein weiteres Kapitel mit Tipps wird dem Thema „Wie geht es weiter, wenn die Sache ins Stocken gerät?“ gewidmet – schließlich hat man ja ein Buch vor sich und befindet sich nicht in einem Kurs mit Beratung, so dass man bei auftretenden Unsicherheiten selbst zu einer Entscheidung finden sollte.

 

Auch wenn der Akzent auf der freien, spontanen Gestaltung liegt, so ist das Wissen um die gestalterischen Mittel und ihren Einsatz, die Komposition, nicht von der Hand zu weisen. Die kurzen Ausführungen hierzu sind wichtiges Basiswissen, vor allem, weil die Autorin anhand der vorgestellten eigenen Arbeiten aufzeigt, wie sie dies höchst wirkungsvoll ein- und umgesetzt hat.

 

Eine weitere Dimension erschließt die Autorin durch Schichtungen. Mehrere Stofflagen (auch verschiedener Stoffqualitäten), teilweise gefaltet, mit unregelmäßige Randlinien oder auch ausgefranst, machen die einzelnen Arbeiten (zusammen mit Stickerei und sparsamer Verwendung von weiteren Materialien wie Perlen usw.) sehr interessant und eigen(willig) – eben typisch Gabi Mett.

 

Der Autorin ist wieder ein die Grundlagen sehr plastisch erläuterndes Heft gelungen, das mithin zu eigenen Entdeckungen auffordert und ermutigt, ein spielerisch-kreativer Ansatz, den man – inspiriert durch die sehr schönen, deutlichen Fotos von Robert Horn – unbedingt mal ausprobieren sollte.

 

Gabi Mett: Handkoloriert – frei interpretiert – Sticken, Schichten, Applizieren auf handgefärbten Stoffen, Salier Verlag Leipzig/Hildburghausen 2006, ISBN 10: 3-939611-22-0, ISBN 13: 978-3-939611-22-6, 18,80 EUR plus Versand

 

Das Heft ist im Moment leider vergriffen. E-Mail zur Autorin

 

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